Eine gute Luftqualität im Schulzimmer ist wichtig, damit sich die Schülerinnen und Schüler gut konzentrieren und in einer gesunden Umgebung lernen können. Oft kann die nötige Qualität durch manuelles Fensterlüften nicht erreicht werden. Das hat auch eine Studie des BAG in 2019 ergeben, in welcher festgestellt wurde, dass bei zwei Dritteln der Schweizer Schulen schlechte Luftqualität im Schulzimmer herrscht.
Tipps, wie man das Schulzimmer richtig manuell lüftet und weitere Informationen zur Studie finden Sie hier.
Wenn die nötige Luftqualität durch manuelles Fensterlüften nicht erreicht werden kann, sollte der Einbau eines Lüftungssystems oder Lüftungsgerätes geprüft werden. Das passende Lüftungssystem hängt von verschiedenen Faktoren ab, Hauptsächlich jedoch von den baulichen Gegebenheiten und den Bedürfnissen der Nutzerinnen und Nutzer. Daneben spielen natürlich auch das Budget beziehungsweise die Kosten der Lösung eine Rolle. Je nachdem lassen sich einfachere oder umfassendere Lüftungslösungen realisieren. Wir stellen Ihnen in der folgenden Übersicht sechs verschiedene Varianten vor und nennen ihre Vor- und Nachteile.
Bei der manuellen Fensterlüftung sorgt das regelmässige Öffnen aller Fenster vom Schulzimmer vor Beginn der Schule und in allen Pausen für die nötige Luftqualität. Wenn das Zimmer kein grosses Raumvolumen hat und keine Möglichkeit zur Querlüftung besteht, oder auch wenn sich sehr viele Personen im Schulzimmer aufhalten, dann muss auch während den Lektionen gelüftet werden. Idealerweise orientiert man sich dazu am Lüftungsplan, der mit dem Lüftungssimulator auf simaria.ch erstellt werden kann. Ebenfalls hilfreich ist eine sogenannte CO2 Ampel. Der Sensor dieser zeigt an, wenn die CO2 Konzentration zu hoch ist und die Fenster geöffnet werden sollten.
+ Keine technische Installation nötig
- Der Schulbetrieb wird durch das Öffnen der Fenster gestört
- Die Lüftenden müssen sich diszipliniert an den Lüftungsplan halten
- Es wird ein grosses Raumvolumen mit witterungsgeschützter Querlüftungsmöglichkeit benötigt
- Die Aussenluft kann weder erwärmt noch gekühlt werden
- Pollen- und Lärmschutz sind nicht möglich
- Nicht energieeffizient durch Verlust der Heizwärme im Winter
- Minergie-Tauglichkeit fraglich
Bei der automatischen Fensterlüftung übernimmt ein Motor das regelmässige Öffnen und Schliessen der Fenster. Diese Lösung eignet sich für Räume mit hohen Fenstern an mehreren Raumseiten, so dass eine Querlüftung sichergestellt werden kann. Die Steuerung wird entweder von einer Zeitschaltuhr oder von mehreren Sensoren übernommen, die im Innenraum die CO2 Konzentration und aussen die Aussentemperatur und den Wind messen.
+ Bei schlechter Raumluft wird rechtzeitig frische Aussenluft zugeführt
+ Kleine bauliche Massnahmen
+ Teilweise Nachtauskühlung (sogenanntes Free Cooling) möglich
- Viele Motoren und Sensoren nötig
- Die Steuerung und Regulierung ist sehr anspruchsvoll
- Das Öffnen und Schliessen der Fenster kann den Schulbetrieb stören
- Die Aussenluft kann weder erwärmt noch gekühlt werden
- Pollen- und Lärmschutz sind nicht möglich
- Nicht energieeffizient durch Verlust der Heizwärme im Winter
- Minergie-Tauglichkeit fraglich
Beim geregelten Abluftsystem wird je nach Bedarf mehr oder weniger verbrauchte, CO2 belastete Luft aus dem Schulzimmer abgesaugt und nach draussen geleitet. Durch Öffnungen in der Fassade strömt gleichzeitig frische Aussenluft in den Raum nach. Die Aussenluftdurchlässe (ALD) sind sinnvollerweise mit Filtern ausgestattet, die einen Teil der Staubbelastung zurückhalten. Auch diese Lösung kann mit einer Zeitschaltuhr oder einem CO2 Sensor gesteuert werden.
+ Die verbrauchte Luft wird automatisch abgeführt
+ Vergleichsweise kleine bauliche Massnahmen (Löcher in Fassade)
- Die Abluftventilatoren sind je nach Positionierung eher laut
- Die Luft kann auf ungewollten Wegen nachströmen
- Wärmerückgewinnung ist mit Aussenluftdurchlässen nicht möglich
- Schallschutz und Reinigung der Zuluft sind durch Filter nur beschränkt möglich
- An der Fassade oder in der Fensterbrüstung sind Lüftungsgitter notwendig
- Die Aussenluft kann weder erwärmt noch gekühlt werden
- Pollen- und Lärmschutz sind nicht möglich
- Nicht energieeffizient da Verlust der Heizwärme im Winter aufgrund der Aussenluftdurchlässe ohne Wärmerückgewinnung
- Viele Motoren und Sensoren nötig
- Minergie-Tauglichkeit fraglich
Beim dezentralen Lüftungssystem verfügt jedes Schulzimmer über ein separates Lüftungsgerät. Dieses kann in der Fassade oder im Innenraum mit kurzem Kanal zur Fassade oder zum Dach installiert werden. Die Aussenluft wird möglichst direkt an einer Aussenwand oder Dach des Raumes angesaugt und die verbrauchte Abluft ebenfalls durch die Aussenwand beziehungsweise Dach abgeführt. Das Lüftungsgerät enthält Filter für die Zu- und Abluft und eine Wärmerückgewinnung. Für im Sommer kann ebenfalls je nach System eine Komfortkühlung und für im Winter ein zusätzliches Nachheizregister integriert werden.
+ Bedarfsgerechte Lüftung pro Raum mit gleichzeitig höchster Energieeffizienz
+ Kann mit kleinem baulichen Aufwand in bestehende Schulzimmer integriert werden (keine Leitungen und somit keine Brandschutzproblematik)
+ Flexible Etappierung/ Erweiterung eines Bauprojekts möglich
+ Luftfilter, Schallschutz sowie Wärme- und Feuchterückgewinnung sind möglich
+ Die zugeführte Luft wird durch die Wärmerückgewinnung vortemperiert und deshalb nicht als «Zugluft» wahrgenommen
+ Be-/ Entfeuchten und Kühlen der zugeführten Luft ist möglich
+ Standardisierte, vorfabrizierte Technik gewährleistet hohe Qualität
+ Minergie-tauglich
- An der Fassade sind je nach Leitungsführung Lüftungsgitter notwendig
- Die Lüftungsgeräte benötigen je nach System Platz im Innenraum
Beim zentralen Lüftungssystem wird die Zuluft über ein zentrales Gerät angesaugt und über Lüftungskanäle in die einzelnen Schulzimmer befördert. Die verbrauchte und CO2 belastete Luft nimmt den umgekehrten Weg. Das zentrale Lüftungsgerät enthält Filter und eine Wärmerückgewinnung.
+ Filterung, Schallschutz und Wärmerückgewinnung sind möglich
+ Be-/ Entfeuchten und Kühlen der zugeführten Luft ist möglich
+ Die zugeführte Luft wird durch die Wärmerückgewinnung vortemperiert und deshalb nicht als «Zugluft» wahrgenommen
+ Energieeffiziente Lösung, Minergie-tauglich
- Eher hohe Investitionskosten und grosse bauliche Massnahmen (Leitungen, Bandschutz, etc.)
- zusätzlicher Wartungsaufwand der Luftleitungen und Brandschutzklappen
- Die Lüftungskanäle brauchen viel Platz
- Bei bestehenden Bauten bzw. Sanierungen ist diese Variante oft schwierig umsetzbar
Ähnlich wie beim zentralen Lüftungssystem werden alle Schulzimmer über ein zentrales Zu- und Abluftgerät belüftet. Dabei wird die Zuluft von einem zentralen Aussenluftgerät nicht über Kanäle, sondern über die Korridore und von dort durch Verbundlüfter in die Schulzimmer befördert. Die verbrauchte Luft der Schulzimmer wird zurückleitet und zum Beispiel über die sanitären Räume mit Hilfe eines Abluftsystems abgeführt.
+ Filterung, Schallschutz und Wärmerückgewinnung sind möglich
+ Entfeuchten und Kühlen der zugeführten Luft ist möglich
+ Die zugeführte Luft wird durch die Wärmerückgewinnung vortemperiert und deshalb nicht als «Zugluft» wahrgenommen
+ Einfache und platzsparende Leitungsführung, sehr einfache Steuerung
- Aufgrund des Mischluft-Prinzips sind höhere Luftmengen notwendig
- Bei bestehenden Bauten bzw. Sanierungen ist diese Variante oft schwierig umsetzbar
- Die Brandschutzvorschriften führen zu einer anspruchsvollen Planung
- Korridor ist ein Luftkanal und daher keine Komfortzone
Die Entscheidung, welche Lüftungslösung hängt wie eingangs erwähnt von den baulichen Gegebenheiten und den Bedürfnissen der Nutzerinnen und Nutzer ab. Auch das Budget für das Neubau- oder Umbauprojekt spielt eine grosse Rolle. Die Entscheidung, welches System am geeignetsten ist, muss schlussendlich eine Fachperson unter Einbezug der genannten Faktoren entscheiden.
Bei weiteren Fragen stehen wir Ihnen aber gerne unterstützend zur Seite.
Per E-Mail: ventilation@clutterwesco.ch
Telefonisch: +41 (0)56 438 12 12
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